Alpha, Beta, Gamma

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Ausgangslage

Die drei griechischen Buchstaben sind ein fester Bestandteil der Energiewirtschaft. Sie werden gerne – wenn auch oft zu Unrecht – für die transparente Preisfestlegung bei Beschaffungen in mehreren Tranchen verwendet.

Wenn ein Kunde den Preis einer Strombeschaffung zu einem Zeitpunkt vergleichen möchte, kann er mehrere Lieferanten auf einen Beschaffungszeitpunkt anfragen und beispielsweise beim tiefsten Anbieter abschliessen.

Bei einer Beschaffung zu mehreren Zeitpunkten stellt sich die Frage, wie nach der ersten Tranche jeweils der Preis der Folgetranchen geprüft werden kann. Aus dem liquiden deutschen Markt haben sich hierfür die drei Buchstaben auch in der Schweiz etabliert. Da jedoch in der Schweiz an der Börse kein liquider Base ersichtlich ist und Peak-Produkte erst gar nicht gehandelt werden, wird des Öfteren auf das Marktgebiet Deutschland referenziert oder Alpha und Beta einfach sinngemäss auf einen Schweizer Preis angewendet.

Faktoren

In einem Alpha, Beta, Gamma Vertrag werden die drei Faktoren vertraglich festgehalten. Anschliessend wird der Preis einer jeden Tranche mit folgender Formel berechnet:

Die Faktoren können im Wesentlichen in die zwei Komponenten Alpha & Beta für den Profilpreis sowie Gamma für alle weiterführenden Zu- und Aufschläge unterteilt werden.

  • Alpha & Beta
    Gemäss dem Know-How Letter vom Juni 22 berechnet sich der Profilpreis aus der Langfristprognose sowie der Price Forward Curve. Um den Preis für ein Lieferjahr zu berechnen, wird für jede Stunde der prognostizierte Energieverbrauch [MWh] mit dem dazugehörigen Stundenpreis von der Price Forward Curve [CHF/MWh] multipliziert. Der resultierende Umsatz über alle Stunden [CHF] wird anschliessend durch den Energieverbrauch über das Jahr [MWh] dividiert. Das Resultat entspricht dem Energiepreis [CHF/MWh].
    Da dem Kunden nicht bei jeder Tranche transparent die PFC zugestellt werden kann und diese auch auf interner Basis erstellt wird, bedarf es Alternativen wie Alpha und Beta.
    Der Base und Peak Preis werden als transparente Marktpreise angenommen. Diese liegen beispielsweise für den Base bei 200 EUR/MWh und Peak 250 EUR/MWh. Wenn der kalkulierte Profilpreis nun bei 219 EUR/MWh liegt, kann dieser auch mit einem Alpha von 0.72 und Beta von 0.30 gebildet werden:
    Alpha [0.72] x Base [200 EUR/MWh] + Beta [0.30] x Peak [250 EUR/MWh] = Profilpreis [219 EUR/MWh]
    Für die Berechnung von Alpha und Beta bestehen verschiedene Möglichkeiten. Empfohlen wird die Berechnung über den wertneutralen Hedge.
  • Gamma
    Diese Komponente fasst in der Regel alle weiteren Elemente für die Vollversorgung zusammen. Dies sind die Zuschläge für die Risiken, Dienstleistung sowie Herkunftsnachweise. Sofern die Base und Peak Preise auf den deutschen Marktpreis referenzieren, wird im Gamma oft auch der entsprechende Ausgleich der Marktpreise zwischen der Schweiz und Deutschland (umgangssprachlich «Nordgrenze») fixiert.

Alpha, Beta <> Alpha, Beta

Alpha und Beta wirken gemäss den Ausführungen sehr transparent. Für die Anwendung in der Schweiz müssen jedoch zahlreiche Besonderheiten berücksichtigt werden, damit die gewünschte Transparenz bei der Preisfixierung erreicht wird und keine zu grossen Kompromisse eingegangen werden müssen. Beispiele hierfür sind das Fixieren einer hohen Preisdifferenz Schweiz – Deutschland oder das Referenzieren auf nicht marktbasierte interne Preise.

Eine weitere Herausforderung ist, dass mit der sich verändernden Marktpreisstruktur auch das Verhältnis von Alpha und Beta kontinuierlich verschiebt. Diese Veränderung kann für den Lieferanten in einem zusätzlichen Gewinn oder Verlust resultieren. Für den Kunden ist es rechnerisch die gleiche Auswirkung mit entsprechend umgekehrten Vorzeichen.

Ausblick Herkunftsnachweise

Jede Stromlieferung an Endverbraucher muss mit Herkunftsnachweisen deklariert werden. Welche Herkunftsnachweise und Möglichkeiten es hierfür gibt, erfährst du im Know-How Letter vom 12. Dezember 2022.

Patrick Jonke, enerjee AG

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