Ausgangslage
Als Energieversorger eine Vielzahl von Marktkunden professionell mit Energie zu beliefern und betreuen, ist ressourcenintensiv. Um die Prozesse dennoch schlank und effizient zu halten, bewähren sich in der Praxis Kundenpools. Die Kunden profitieren ebenfalls, da die Beschaffungen als Dienstleistung für sie professionell ausgeführt werden und keine Ressourcen bindet.
Für den nachhaltigen Erfolg ist der richtige Set-Up entscheidend. Dieser muss beispielsweise dem Umstand Rechnung tragen, dass die Teilnehmer unterschiedliche Verbrauchsprofile haben und entsprechend bei einer Bepreisung zum gleichen Zeitpunkt unterschiedliche Preise bezahlen würden:
Eine Solidarisierung des Energiepreises führt zu einer Umverteilung unter den Teilnehmern. Bei Interessenten besteht die Gefahr einer adversen Selektion, da mehrheitlich Kunden mit einem «teuren» Profil in einen Pool mit Einheitspreis beitreten werden.
Set-Up eines Kundenpools
Analog jeder guten Beschaffungsstrategie müssen beim Aufbau eines Kundenpools Richtlinien definiert werden. Diese sind in der Umsetzung für alle Teilnehmer identisch. Bei der Definition muss das richtige Mass aus Einfachheit & Professionalität, langfristiger Beschaffung & keine Knebelverträge, Transparenz & Anpassbarkeit gefunden werden. Eine Auswahl dieser Richtlinien ist:
- Vertragslaufzeit
Die Zusammenarbeit als Dienstleistung führt zu einer langfristig orientierten Partnerschaft und somit auch Vertragsbindung. Um die Preisrisiken über mehrere Zeitpunkte verteilen zu können, bedarf es einem Beschaffungshorizont von zwei bis drei Jahren vor Beginn des Lieferjahres. - Beschaffungszeitpunkte
Die Definition der Beschaffungszeitpunkte kann unterschiedlich definiert werden. Die einfachste Variante ist der Einkauf zu fix definierten Zeitpunkten. Als weitere Finesse kann der Marktpreis ab einem definierten Zeitpunkt mit definierten technischen Werten überwacht und bei Erreichen eines Kaufsignals beschafft werden. Den meisten Freiraum erhält der Dienstleister beim freien Definieren der Beschaffungszeitpunkte aufgrund von individuellen Markteinschätzungen. - Individueller Kundenpreis
Vor Beginn eines jeden Lieferjahres muss der Preis vom jedem Kundenpool Teilnehmer kalkuliert sein. Entweder kann die Berechnung via die einzelnen Beschaffungspreise und individuellen Profilfaktoren (Alpha & Beta; Thema im kommenden Know-How Letter) erfolgen oder andererseits durch die Bewertung der Lastprognosen zu einem Stichtag. Diese Preise werden anschliessend mit dem realisierten Kundenpool Preis ins Verhältnis gesetzt. - Ein- und Austritt
In jeder Gruppe sollte damit gerechnet werden, dass zu einem späteren Zeitpunkt neue Teilnehmer dazukommen respektive bestehende austreten. Wenn ein neuer Teilnehmer dazukommt, sollte das aktuelle Marktpreisniveau weder bei hohen Preisen einen Vorteil noch bei tiefen Marktpreisen einen Nachteil bieten. Folglich muss definiert sein, wie das Delta auf den Zeitpunkt des Ein- oder Austritts berücksichtigt wird.
Mehrwert im aktuellen Marktumfeld
Mit dem aktuellen Marktpreisverlauf haben sich die Kundenpools für die Kunden mehrheitlich bewährt, da bereits auch für die kommenden Jahre Mengen auf tieferem Marktpreisniveau fixiert sind. Bei Kunden mit Einmalbeschaffungen stellt sich auf dem heutigen Niveau mehr als je zuvor die Frage, wann und wie viel Energie beschafft werden soll oder muss. Dieser Druck, alles auf einen Zeitpunkt entscheiden und fixieren zu müssen, kann mit einem Kundenpool elegant eliminiert werden.
Ausblick Alpha, Beta, Gamma
Damit jeder Kunde seinen Preis bezahlt und diesen grundsätzlich auch nachvollziehen kann, hat sich in der Energiewirtschaft Alpha, Beta, Gamma etabliert. Mehr dazu im Know-How Letter vom 8. November 2022.
Patrick Jonke, enerjee AG
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