Ausgangslage

Das Liefermodell definiert, mit welchen Elementen die Energie in der Lieferung abgerechnet wird. Einerseits kann jede verbrauchte kWh in einem Jahr zum gleichen Preis verrechnet werden (Vollversorgung) und andererseits kann sich der Preis in jeder Viertelstunde unterscheiden (strukturierte Beschaffung mit Spot & Ausgleichsenergie).

Die Elemente für die Energielieferung können bilateral zwischen Kunde und Lieferant frei definiert und mit einem entsprechenden Pricing versehen werden. Im Pricing wird definiert, wie der Preis für die Beschaffung der Langfristprognose zu Stande kommt und wie die Spot- und Ausgleichsenergie verrechnet wird.

In der Praxis haben sich unterschiedliche Liefermodelle pro Kundensegment etabliert. Eine
Individualisierung findet insbesondere noch bei grösseren Geschäftskunden und Energieversorgungsunternehmen statt.

Vollversorgung bis strukturierte Beschaffung

Die strukturierte Beschaffung ist das Liefermodell mit der grössten Marktnähe. Hierbei erfolgt die Beschaffung der Langfristprognose mit einem definierten Beschaffungsmodell in Jahres-, Quartals- oder Monatsprodukten. Noch nicht beschaffte Mengen zur Deckung der Langfristprognose und der entsprechende Ausgleich zur Kurzfristprognose erfolgen über den Spotmarkt.

In der Regel wird hierfür der Preis der Spotbörse (Swissix) mit einem Zuschlag für den Kauf und einem Abschlag für den Verkauf verrechnet.

Der Ausgleich zum effektiven Bezug erfolgt über die Ausgleichsenergie. Die Verrechnung der Ausgleichsenergie bietet vielseitige Möglichkeiten, da es zwar offizielle Preise für den Mehr- und Minderbezug von der swissgrid gibt, diese jedoch in einem Vertrag zwischen Lieferant und Kunde nicht eins zu eins zur Anwendung kommen sollten. Denn in jeder Bilanzgruppe reduzieren sich diese Opportunitätskosten (Know-How Letter März 2022), sodass ein entsprechender Preisvorteil an den Kunden gegeben werden kann.

Im Gegensatz zur strukturierten Beschaffung entspricht die Vollversorgung dem einfachsten Liefermodell. Für eine Vollversorgung wird vor Beginn der Lieferung die gesamte Langfristprognose beschafft. Der realisierte Einkaufspreis wird in der Lieferung zur Verrechnung jeder kWh des effektiven Bezugs angewendet.

Da der Lieferant bei der Vollversorgung die mengenmässigen und preislichen Abweichungen zur Beschaffung trägt, vergütet der Kunde dem Lieferanten – sichtbar oder im Energiepreis inkludiert – eine Risikokomponente für die Übernahme dieser Abweichung.

Liefermodelle in der Praxis

In der Praxis findet sich eine Vielzahl von Liefermodellen im gesamten Spektrum von der Vollversorgung bis zur strukturierten Beschaffung mit Spot- & Ausgleichsenergie. Unter Berücksichtigung des Abwicklungsaufwandes erhalten kleinere Kunden in der Regel Vollversorgungen. Grössere Kunden mit Fokus auf Preissicherheit kaufen – sofern es der Markt hergibt – ebenfalls Vollversorgungen ein. Kunden, welche möglichst marktnahe beschaffen möchten oder grössere Unsicherheiten in Bezug auf die Verbrauchsmengen haben, wählen eine Form der strukturierten Beschaffung.

Ausblick Riskmanagement

Die aktuelle Marktdynamik und damit verbundenen Auswirkungen auf verschiedene Akteure verdeutlichen, dass das Riskmanagement zentraler Bestandteil in der Bewirtschaftung sein muss. Im Know-How Letter vom 12. September 2022 werden die entsprechend zu berücksichtigenden Grundlagen aufgezeigt.

Patrick Jonke, enerjee AG

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