Ausgangslage
Mit einer professionellen Portfoliobewirtschaftung kann viel Geld gespart werden. Zentral in der Bewirtschaftung ist die korrekte Bestimmung der zu hedgenden Mengen. Dadurch, dass am Markt nur Standardprodukte in Form von Base (Bandlieferung Mo – So) und Peak (Mo – Fr jeweils 08:00 – 20:00) liquide gehandelt werden, erfolgt die Absicherung oder eben der Hedge in der Regel mit diesen Produkten.
Hierbei stellt sich die Frage, wie die Position eines Energieversorgungsunternehmen, Grosskunden, Kraftwerk oder gemischten Portfolios bestmöglich mit diesen Standardprodukten gedeckt werden kann. Die Umrechnung eines Profils in Standardprodukte wird meist als Portfolio-Zerlegung oder einfach Zerlegung bezeichnet.
In der Praxis ist hierbei die mengen- oder wertneutrale Zerlegung üblich. Auf diese beiden Methoden wird im kommenden Kapitel eingegangen. In der Praxis eher unüblich ist eine Kombination der beiden Zerlegungsformen, folglich wird im Weiteren nicht darauf eingegangen.
Hedge-Kalkulation
Die Portfolio-Zerlegung kann für individuell definierbare Zeiträume erfolgen. Bei der langfristigen Portfolio-Bewirtschaftung, beispielsweise rollierend für die kommenden drei Jahre, steht die Zerlegung in Jahresprodukte im Fokus. Sobald das Frontjahr naht, wechselt der Fokus dann auf Quartals- und Monatsprodukte.
Da das Hedgen mit Base- und Peak-Produkten bei den meisten Portfolien Sinn macht, erfolgt die Zerlegung jeweils in die zu beschaffenden Base- und Peak-Produkte als Kombination.
Der Einfachheit halber fokussieren wir uns in den weiteren Ausführungen beispielhaft auf die Bewirtschaftung auf Jahresbasis und mit Base-Produkten. Hierfür dient die folgende Abbildung.
Die linke Graphik zeigt beispielhaft den Verbrauch eines Energieversorgungsunternehmens. Dieser wird in Form von Base-Produkten am Markt beschafft. Die zu hedgende Menge ist transparent darüber abgebildet. Durch den Hedge mit Standardprodukten resultiert eine noch offene Position (rechte Graphik). In den Wintermonaten ist noch Menge zu kaufen und in den Sommermonaten wieder zu verkaufen. Der entsprechende Ein- und Verkauf kann vor der Lieferung in Form eines Fahrplans erfolgen oder während der Lieferung am Spotmarkt.
Der mengenneutrale Hedge stellt sicher, dass die mit Base beschaffte Energiemenge mit dem prognostizierten Verbrauch des Energieversorgungsunternehmens übereinstimmt. Aus dieser Definition folgt, dass sich die noch zu handelnden Mengen in Form eines Restprofils oder am Spotmarkt mengenmässig ausgleichen (deshalb der Begriff mengenneutral). Die Berechnung hierfür ist simpel; der Hedge entspricht dem Mittelwert des Verbrauchs über den Zeitraum.
Alternativ dazu stellt der wertneutrale Hedge sicher, dass der frankenmässige Wert des Verbrauchs (Profil x PFC, siehe Angebotskalkulation) mit dem frankenmässigen Wert des Hedges übereinstimmt. Entsprechend halten sich die geplanten Erträge und Aufwände aus dem Kauf und Verkauf der Restposition als Fahrplan oder am Spotmarkt die Waage. Die Geschäfte gleichen sich entsprechend im frankenmässigen Wert aus (deshalb der Begriff wertneutral). Die Kalkulation des Hedges ist hierbei etwas komplexer. Da der Wert ausgeglichen werden soll, muss der Verbrauch des Energieversorgungsunternehmens mit der Price Forward Curve bewertet werden. Sobald der entsprechende Wert bekannt ist, wird kalkuliert, wie viel Base-Menge beschafft werden muss, um den gleichen Wert zu erreichen.
Nach dem Hedgen des Verbrauchs mit Base-Produkten ist die offene Position aus der Abbildung 1 folglich mengenmässig (MWh) oder wertmässig (CHF) gleich gross.
Mengen- oder Wertneutral
Soll ein Energieversorgungsunternehmen, Grosskunde, Kraftwerk oder gemischtes Portfolio nun mengen- oder wertneutral hedgen? Dies sollte im Rahmen der Bewirtschaftungsstrategie geprüft und definiert werden. Was sich jedoch beantworten lässt, ist, dass der mengenneutrale Hedge das Portfolio gegen parallele Preisschwankungen und der wertneutrale gegen proportionale bestmöglich schützt.
Ausblick Liefermodell
Im kommenden Know-How Letter vom 8. August 2022 werden die unterschiedlichen Liefermodelle aufgezeigt. Im Wesentlichen geht es um die unterschiedlichen Beschaffungs- und Vertragsmodelle und wie die Risiken zwischen Lieferanten und Kunden verteilt werden können.
Patrick Jonke, enerjee AG
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